Sonntag, 20. Juli 2014

Das Salz der Erde sein


An diesem Sonntag war ich Hauptsprecher in der Abendmahlsversammlung. Das Thema war mir freigestellt. So ließ ich mich, wie ich es gerne übe, thematisch durch die fünf Heiligen Schriften leiten. Aufgrund meiner Glaubensherkunft lese ich gerne die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine im Alten Testament, die für den heutigen Tag lautet:"Hoffart kommt vor dem Sturz und Hochmut kommt vor dem Fall (Sprüche 16:18; http://www.bibleserver.com/text/EU/Spr%C3%BCche16). Hier wird ein Grundsatz formuliert, der sich durch Lebenserfahrung bestätigen lässt. Im Zusammenhang mit den Nachbarversen wurde mir aber bewusst, dass es sich um eine religiöse Aussage handelt, wobei nicht die Warnung der Losung im Vordergrund steht, sondern die Verheißung für den, der auf die Warnung achtet.
Würzkraft des Salzes
So angeregt, las ich im Neuen Testament den Predigttext für diesen Sonntag in der katholischen Kirche:Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5:13-16; http://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us5).
In der Predigt des katholischen Geistlichen Dr. Johannes Holdt heißt es dazu:Liebe Gläubige,
ihr seid das Salz der Erde – ihr seid das Licht der Welt – ihr seid die Stadt auf dem Berg, die niemand verborgen bleiben kann - gewiss, das ist ein hohes Ideal, das wir noch nicht erreicht haben. Wichtig aber ist, dass wir uns auf diese Leitbilder hin ausrichten und Schritt für Schritt auf sie zugehen in den konkreten Herausforderungen des Alltags." (http://catholic-church.org/ao/ser/salt.html). Diesem Gedanken schließe ich mich gerne an. Bezogen auf das Losungswort wurde mir aber bewusst, dass in der Herausfordeung "Ihr seid das Salz der Erde" auch falscher Stolz verborgen sein kann, durch den die Würzkraft des Salzes verloren zu gehen droht. Um dieser Gefahr vorzubeugen, las ich im Buch Mormon von den Söhnen Mosias folgende Begebenheit auf ihrer erfolgreichen Missionsreise: „Gesegnet sei der Name unseres Gottes; lasst uns ihm zum Preis singen, ja, lasst uns seinem heiligen Namen danken, denn er bewirkt Rechtschaffenheit immerdar. Denn wären wir nicht aus dem Land Zarahemla heraufgekommen, so wären diese unsere sehr geliebten Brüder, die uns so sehr lieben, noch immer von Hass gegen uns gepeinigt, ja, und sie wären auch Fremdlinge vor Gott gewesen. Und es begab sich: Als Ammon diese Worte gesagt hatte, wies ihn sein Bruder Aaron zurecht, nämlich: Ammon, ich fürchte, deine Freude reißt dich hin zu prahlen. Aber Ammon sprach zu ihm: Ich prahle nicht mit meiner eigenen Kraft, auch nicht mit meiner eigenen Weisheit; sondern siehe, meine Freude ist voll, ja, mein Herz will überfließen vor Freude, und ich freue mich an meinem Gott. Ja, ich weiß, dass ich nichts bin; was meine Kraft betrifft, so bin ich schwach; darum will ich nicht mit mir selbst prahlen, sondern ich will mit meinem Gott prahlen, denn in seiner Kraft kann ich alles tun; ja, siehe, viele mächtige Wundertaten haben wir in diesem Land vollbracht, und dafür wollen wir seinen Namen preisen immerdar.“( Alma 26:8-12; https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/26?lang=deu)
Kehren wir zu unserer Aufgabe, Salz der Erde zu sein, zurück, dann finden wir in Lehre und Bündnisse folgende Schriftstelle:Wenn Menschen zu meinem immerwährenden Evangelium berufen werden und sich durch einen immerwährenden Bund binden, so sind sie als das Salz der Erde zu betrachten und die Würzkraft der Menschen; sie sind berufen, den Menschen Würzkraft zu sein; darum, wenn jenes Salz der Erde seine Würzkraft verliert, siehe, ist es hinfort zu nichts mehr nütze, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden.
Siehe, hier ist Weisheit in Bezug auf die Kinder Zions, ja, viele, aber nicht alle; sie sind als Übertreter befunden worden, darum müssen sie notwendigerweise gezüchtigt werden—
wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“(L.&.B. 101:39-42; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/101?lang=deu)
Wir sehen, dass das Bild vom Salz der Erde tatsächlich auf uns gemünzt ist. Das in L.&.B. folgende Gleichnis vom Weingarten, den wir bewirtschaften sollen, zeigt auf, worin die Schwächung der Würzkraft auch liegen kann: „Nun gingen die Knechte des Edelmanns hin und taten, wie ihr Herr ihnen geboten hatte, und pflanzten die Ölbäume und setzten ringsum eine Hecke und stellten Wächter auf und fingen an, einen Turm zu bauen. Und während sie noch dabei waren, dessen Grundlage zu legen, fingen sie an, bei sich zu sprechen: Und wozu braucht mein Herr diesen Turm? Und berieten eine lange Zeit und sprachen bei sich: Wozu braucht mein Herr diesen Turm, wo dies doch eine Zeit des Friedens ist? Könnte man dieses Geld nicht zu den Wechslern geben? Denn dies hier ist nicht nötig. Und während sie so untereinander uneins waren, wurden sie sehr träge, und sie hörten nicht auf die Gebote ihres Herrn. Und der Feind kam bei Nacht und brach die Hecke nieder; und die Knechte des Edelmanns erhoben sich und waren erschrocken und flohen; und der Feind zerstörte ihre Arbeit und brach die Ölbäume nieder.“
Wir wollen dem Gleichnis nicht weiter folgen. Jeder für sich kann überlegen, welche Hecken niederbrechen, wenn wir unseren Auftrag nicht erfüllen, sondern uns z. B. in der Diskussion erschöpfen, wozu wir in der heutigen Zeit Missionare brauchen. Ich denke, dass es viel wichtiger ist, uns an einen Grundsatz zu erinnern, der sicher schon alttestamentarisch ist, den wir in seiner Reinheit und Klarheit aber in der Köstlichen Perle wiederfinden:Und der Herr, Gott, sprach zu Mose, nämlich: Der Himmel sind viele, und sie können für den Menschen nicht gezählt werden; aber mir sind sie gezählt, denn sie sind mein. Und so wie eine Erde vergehen wird, samt ihren Himmeln, so wird eine andere kommen; und es gibt kein Ende für meine Werke, auch nicht für meine Worte. Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit—die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:37-39; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/1?lang=deu)
Dies ist mein Zeugnis von der Wirkkraft des Evangeliums, wie ich sie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gefunden habe und wie sie mich und meine Familie durch dieses Leben trägt. Wir sind Kinder Gottes, was unsere Würde begründet. Wenn wir uns so verstehen, arbeiten wir in seinem Werk, um uns gegenseitig aufzubauen und zu stärken. Tun wir diesen unseren Teil, dann wird alles andere, was zu unserem Glück beiträgt, hinzugefügt.
Im Namen Jesu Christi Amen

p.s. Noch habe ich keine Vertretung für die Urlaubszeit. Der nächste Blogbeitrag erscheint deshalb voraussichtlich am 17. August.
 












Montag, 14. Juli 2014

Mit dem Herzen hören

Eine berauschende Fußballwoche liegt hinter uns. Am Dienstag gelang der Kantersieg gegen Brasilien und gestern der Endspielsieg gegen Argentinien. Deutschlands vierte Sternstunde als Fußballweltmeister ist Wirklichkeit geworden. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten! Ich erlebte sie alle vier. Mit dem notwendigen Zeitabstand ist zu erkennen, welche Bedeutung besonders die erste in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands hatte. Es war wirklich eine Sternstunde. -
13. Jul 2014: neue Bischofschaft in Heidelberg
Muss daneben nicht alles verblassen, besonders auch das, was in diesem Blog zu berichten ist? Ich glaube nicht, denn auch geistig erlebten wir am gestrigen Sonntag eine von vier Sternstunden in unserem Leben als Familie. Neben meiner eigenen Berufung als Bischof 1975 in Dortmund sind es die Berufungen unserer zwei Söhne Christian (2010 und 2014), Andreas (2014) sowie unseres Schwiegersohns Martin Fiedler als Bischöfe in ihren jeweiligen Heimatgemeinden. -
Vor der Abendmahlsversammlung sprachen wir gestern in der Sonntagsschule über König Salomo. Dabei erregte besonders eine Schriftstelle meine Aufmerksamkeit. Sie ist die Bitte des jungen Königs Salomo, die er im Traum an Gott richtete: "Verleih ... deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht" (1. Könige 3:9; http://www.bibleserver.com/text/EU/1.K%C3%B6nige3). Bischof Fiedler benutzte dieses biblische Bild auch in seiner Antrittsbotschaft. Was leistet ein "hörendes Herz"? Es entwickelt Herzensbindungen, in unserem Zusammenhang Bindungen zu unserem Schöpfer und ist bereit, auf seine Weisungen zu hören. Es war die Grundlage der Weisheit Salomos und führte dazu, dass ihm alle Güter dieser Welt wie Früchte zufielen.
Bischof Fiedler mit seiner Familie
Heute könnte ich sagen, dass ich am Anfang meiner Mitgliedschaft eigentlich diesen Wunsch hatte, mit dem Herzen hören zu können. So fand ich auch meine Frau und konnte mit ihr eine Familie führen, die bereit war, den Weisungen unseres himmlischen Vaters zu folgen. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass unsere Söhne genauso wie Bischof Roth in Dortmund die Kraft haben, als junge Familienväter, die auch erfolgreich berufstätig sind, die Kraft haben, zusätzlich Gemeinden in der Kirche zu führen.

Samstag, 5. Juli 2014

Ein Wochenbericht von Elder Ellis


Elder Ellis
Von mir aus bin ich froh, dass diese Woche vorüber ist. Sie war ziemlich anstrengend, aber das hat sicher zu tun mit unserer Unerfahrenheit.
Montag und Dienstag brauchten wir fast vollständig, um die Schautafeln für drei Straßenausstellungen fertigzustellen, die wir am Mittwoch im Rahmen der Zonenkonferenz mit 80 Missionaren durchführen wollten. Wir verbrachten damit viele Stunden, doch war die Arbeit der Mühe wert.
Am Mittwoch trafen wir zum letzten Mal mit unserem bisherigen Missionspräsidenten Schwartz zusammen. Es war ein Treffen, das uns gefühlsmäßig sehr bewegte, denn ich glaube, dass es kaum einen Missionar in unserem Gebiet gibt, der nicht durch ihn zu Verhaltensänderungen angeregt wurde oder der nicht bedauern würde, dass er nun abgelöst wird. Berührte mich die Versammlung auch schmerzlich, so war sie doch erbaulich. Als sie zu Ende war, gingen wir, um die Straßenausstellungen durchzuführen. Alles klappte gut, doch hatte ich kaum eine Chance, wirklich dabei zu sein. Deshalb war ich etwas gefrustet. Die ganze Zeit über war ich mit dem Transport sowie dem Auf- und Abbau beschäftigt. Ganz zum Schluss traf ich auf eine Gruppe Interessierter, denen wir drei Bücher Mormon geben konnten. Das war dann doch stark nach meinem Geschmack. Nachdem alles vorüber war, fühlten wir uns ziemlich erschöpft.
Donnerstag war ein ziemlich kühler Tag. Wir fuhren zum Gemeindehaus, wo Elder Brant sein Spanisch auffrischte und ich die Ausstellungen auseinander montierte und alles aufräumte. Damit bereitete ich gleichzeitig den Raum, der erst wie ein Schlachtfeld aussah, für den Abend vor, an dem das Fußballspiel übertragen werden sollte. Danach gingen wir zu einer Mitgliederfamilie, um Hilfe zu leisten. Wir mähten Rasen und jäteten Unkraut. Diese Arbeit stimmte mich nachdenklich, weil die Schwester uns fragte, ob wir nicht Lederhandschuhe anziehen wollten, die sie uns anbot. Wir lehnten ab. Nie zuvor habe ich als waschechter Amerikaner Handschuhe bei der Arbeit getragen. So gingen wir ohne sie an die Arbeit. Erst bei der Arbeit merkten wir, dass das Grünzeug Dornen hatte. Aber da konnten wir nicht mehr zurück. Unser Stolz verbot uns umzukehren. So mussten wir etwa zwei Stunden ohne Schutzhandschuhe unsere Hände wund arbeiten.
Danach sahen wir das Spiel Deutschland gegen Amerika. Wir haben verloren, aber es geht ja weiter. Insgesamt gesehen war es aus meiner Sicht eher ein langweiliges Spiel, doch gab es zwischendurch auch einige Aufreger.
Am nächste Tag gingen wir zu Schwester B, um ihr zu helfen. Wir fuhren mit ihrem Sohn zu den Gräbern eines anderen Sohnes und ihres Mannes, um diese zu säubern. Das habe ich gern getan, denn ich liebe die deutschen Friedhöfe. Es stimmt einen friedlich, dort hinzugehen und die kleinen Grabflächen zu versorgen, wer auch immer dort ruht. Dabei konnte ich ausführlich mit P sprechen und das war mir auch wichtig. Nach getaner Arbeit fuhren wir zurück und aßen bei B´s.
Es war ein guter Tag, den wir mit einigen Vorbereitungen für den kommenden Tag abschlossen.
Am Samstag war Sport, doch mussten wir improvisieren, weil der Platz besetzt war. Wir spannten uns ein Netz außerhalb des Spielfeldes, was ein bisschen dürftig aussah.
Dennoch hatten wir Spaß. Ich konnte eine Wette abschließen, dass beim Sieg meiner Mannschaft die unterlegene, zu der zwei Asiaten gehörten, für uns chinesisches kochen sollten. Wir gewannen. Danach gingen wir nochmals zu Schwester B., um ihr wieder zu helfen und werden es auch am kommenden Montag tun.
Am Sonntag gelang es uns, J zur Kirche zu bringen. Zuvor hatten wir erfahren, dass seine Freundin E nach Spanien zurück gereist sei. Das war wirklich eine Hammerüberraschung, doch glaube ich, dass sich für die beiden alles zum Guten wenden wird.
J hat es immer noch schwer, doch hoffen wir, ihm etwas aus der schwierigen Lage heraushelfen zu können. Wir sind auch nicht sicher, ob A noch hier ist. aber ich denke, dass es für  J gut ist, wenn der weg ist.
Nach den Sonntagsversammlungen gab es ein Gemeindeessen. Danach mussten wir uns noch mit einem Beziehungsdrama zwischen gewissen Leuten beschäftigen, bevor wir nach Hause fahren konnten.
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http://elder-blake-ellis.blogspot.de/2014_06_01_archive.html

Ich habe diesen ungeschminkten Bericht übersetzt, um aufzuzeigen, wie wichtig es für uns Mitglieder sein sollte, den Missionaren zu helfen, ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen, nämlich Menschen das Evangelium zu bringen und sie zu belehren. Erinnern wir uns an unser Ziel, dass sich jedes aktive erwachsene Gemeindemitglied in diesm Jahr wenigstens um einen Interssenten für die Botschaft der Missionare bemühen sollte. Wenn wir wirklich daran glauben, dass wir dazu beitragen können, dann wird es uns auch bestimmt gelingen.