An diesem Sonntag war ich Hauptsprecher in der Abendmahlsversammlung. Das Thema war mir freigestellt. So ließ ich mich, wie ich es gerne übe, thematisch durch die fünf Heiligen Schriften leiten. Aufgrund meiner Glaubensherkunft lese ich gerne die Losung der
Herrnhuter Brüdergemeine im Alten Testament, die für den heutigen Tag lautet:"Hoffart kommt vor dem Sturz
und Hochmut kommt vor dem Fall (Sprüche 16:18; http://www.bibleserver.com/text/EU/Spr%C3%BCche16). Hier wird
ein Grundsatz formuliert, der sich durch Lebenserfahrung bestätigen lässt. Im Zusammenhang mit den Nachbarversen wurde mir aber bewusst, dass es sich um eine religiöse Aussage handelt, wobei
nicht die Warnung der Losung im Vordergrund steht, sondern die Verheißung
für den, der auf die Warnung achtet.
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Würzkraft des Salzes |
So angeregt, las ich im Neuen Testament den Predigttext für diesen Sonntag in der katholischen Kirche: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn
das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es
taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine
Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht
an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann
leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den
Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel
preisen“ (Matthäus 5:13-16; http://www.bibleserver.com/text/EU/Matth%C3%A4us5).
In der Predigt des katholischen
Geistlichen Dr. Johannes Holdt heißt es dazu: „Liebe Gläubige,
ihr seid das Salz der Erde – ihr seid das Licht der Welt – ihr seid die
Stadt auf dem Berg, die niemand verborgen bleiben kann - gewiss, das ist
ein hohes Ideal, das wir noch nicht erreicht haben. Wichtig aber ist, dass wir
uns auf diese Leitbilder hin ausrichten und Schritt für Schritt auf sie zugehen
in den konkreten Herausforderungen des Alltags." (http://catholic-church.org/ao/ser/salt.html). Diesem
Gedanken schließe ich mich gerne an. Bezogen
auf das Losungswort wurde mir aber bewusst, dass in der Herausfordeung "Ihr seid das Salz der Erde" auch falscher Stolz verborgen sein kann, durch den die Würzkraft des Salzes verloren zu gehen droht. Um dieser Gefahr vorzubeugen, las ich im Buch Mormon von den Söhnen Mosias folgende Begebenheit auf ihrer erfolgreichen Missionsreise: „Gesegnet sei der Name unseres Gottes; lasst uns ihm zum Preis singen, ja, lasst
uns seinem heiligen Namen danken, denn er bewirkt Rechtschaffenheit immerdar. Denn wären wir nicht aus
dem Land Zarahemla heraufgekommen, so wären diese unsere sehr geliebten Brüder,
die uns so sehr lieben, noch immer von Hass gegen uns gepeinigt, ja, und sie
wären auch Fremdlinge vor Gott gewesen. Und es begab sich: Als
Ammon diese Worte gesagt hatte, wies ihn sein Bruder Aaron zurecht, nämlich:
Ammon, ich fürchte, deine Freude reißt dich hin zu prahlen. Aber Ammon sprach zu
ihm: Ich prahle nicht mit meiner eigenen Kraft, auch nicht mit meiner eigenen
Weisheit; sondern siehe, meine Freude ist voll, ja, mein Herz will überfließen
vor Freude, und ich freue mich an meinem Gott. Ja, ich weiß, dass ich
nichts bin; was meine Kraft betrifft, so bin ich schwach; darum will ich nicht mit
mir selbst prahlen, sondern ich will mit meinem Gott prahlen, denn in seiner
Kraft kann ich alles tun; ja, siehe, viele mächtige Wundertaten haben wir in
diesem Land vollbracht, und dafür wollen wir seinen Namen preisen immerdar.“( Alma 26:8-12; https://www.lds.org/scriptures/bofm/alma/26?lang=deu)
Kehren wir zu unserer Aufgabe,
Salz der Erde zu sein, zurück, dann finden wir in Lehre und Bündnisse
folgende Schriftstelle: „Wenn Menschen zu meinem immerwährenden Evangelium berufen werden und sich durch
einen immerwährenden Bund binden, so sind sie als das Salz der Erde zu
betrachten und die Würzkraft der Menschen; sie sind berufen, den
Menschen Würzkraft zu sein; darum, wenn jenes Salz der Erde seine Würzkraft
verliert, siehe, ist es hinfort zu nichts mehr nütze, als hinausgeworfen und
von den Menschen zertreten zu werden.
Siehe, hier ist
Weisheit in Bezug auf die Kinder Zions, ja, viele, aber nicht alle; sie sind als
Übertreter befunden worden, darum müssen sie notwendigerweise gezüchtigt
werden—
wer sich selbst erhöht,
der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht
werden.“(L.&.B. 101:39-42; https://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/101?lang=deu)
Wir sehen, dass das Bild vom
Salz der Erde tatsächlich auf uns gemünzt ist. Das in L.&.B. folgende
Gleichnis vom Weingarten, den wir bewirtschaften sollen, zeigt auf, worin
die Schwächung der Würzkraft auch liegen kann: „Nun gingen die Knechte des Edelmanns hin und taten, wie ihr Herr ihnen geboten
hatte, und pflanzten die Ölbäume und setzten ringsum eine Hecke und stellten
Wächter auf und fingen an, einen Turm zu bauen. Und während sie noch
dabei waren, dessen Grundlage zu legen, fingen sie an, bei sich zu sprechen:
Und wozu braucht mein Herr diesen Turm? Und berieten eine lange
Zeit und sprachen bei sich: Wozu braucht mein Herr diesen Turm, wo dies doch
eine Zeit des Friedens ist? Könnte man dieses Geld
nicht zu den Wechslern geben? Denn dies hier ist nicht nötig. Und während sie so
untereinander uneins waren, wurden sie sehr träge, und sie hörten nicht auf die
Gebote ihres Herrn. Und der Feind kam bei
Nacht und brach die Hecke nieder; und die Knechte des Edelmanns erhoben sich
und waren erschrocken und flohen; und der Feind zerstörte ihre Arbeit und brach
die Ölbäume nieder.“
Wir wollen dem Gleichnis nicht
weiter folgen. Jeder für sich kann überlegen, welche Hecken niederbrechen, wenn
wir unseren Auftrag nicht erfüllen, sondern uns z. B. in der Diskussion
erschöpfen, wozu wir in der heutigen Zeit Missionare brauchen. Ich denke, dass es viel
wichtiger ist, uns an einen Grundsatz zu erinnern, der sicher schon
alttestamentarisch ist, den wir in seiner Reinheit und Klarheit aber in der
Köstlichen Perle wiederfinden: „Und der Herr, Gott, sprach zu Mose, nämlich: Der Himmel sind viele, und sie
können für den Menschen nicht gezählt werden; aber mir sind sie gezählt, denn
sie sind mein. Und so wie eine Erde
vergehen wird, samt ihren Himmeln, so wird eine andere kommen; und es gibt kein
Ende für meine Werke, auch nicht für meine Worte. Denn siehe, dies
ist mein Werk und meine Herrlichkeit—die Unsterblichkeit und das ewige Leben
des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:37-39; https://www.lds.org/scriptures/pgp/moses/1?lang=deu)
Dies ist mein Zeugnis von der Wirkkraft des Evangeliums, wie ich sie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gefunden habe und wie sie
mich und meine Familie durch dieses Leben trägt. Wir sind Kinder Gottes, was unsere
Würde begründet. Wenn wir uns so verstehen, arbeiten wir in seinem
Werk, um uns gegenseitig aufzubauen und zu stärken. Tun wir
diesen unseren Teil, dann wird alles andere, was zu unserem Glück beiträgt, hinzugefügt.
Im Namen Jesu Christi Amen
p.s. Noch habe ich keine Vertretung für die Urlaubszeit. Der nächste Blogbeitrag erscheint deshalb voraussichtlich am 17. August.
p.s. Noch habe ich keine Vertretung für die Urlaubszeit. Der nächste Blogbeitrag erscheint deshalb voraussichtlich am 17. August.