Samstag, 13. April 2013

Beten und arbeiten

Zu meinem letzten Gedanken ist nachzutragen, was Herz und Sinn meinen. Wenn wir dienen, sollen wir mit unserem Herzen, d. h. auch gefühlsmäßig beteiligt sein. Dann ist zu bemerken, dass nur von einem Sinn die Rede ist, obwohl wir doch fünf Sinne haben. Gläubige kennen aber noch einen sechsten Sinn, den sie Inspiration nennen. Sie ist es, die zum Dienst am Nächsten anregen kann und uns dann Werkzeug unseres Vaters im Himmel sein lässt. Ein Beispiel aus der letzten Woche mag das Gemeinte veranschaulichen: Ich erhielt einen Anruf von einem unter Depressionen leidenden Freund. Ich konnte ihm seine depresssive Stimmung nicht nehmen, versicherte ihm aber, dass ich mitempfinden könne, welche Gefühle ihn in seiner scheinbar hoffnnungslosen Situation bewegen. Im stillen Gebet bat ich um Hilfe. Am nächsten Morgen öffnete ich `Facebook´ und fand zuoberst ein kleines Zitat, das eine meiner Großnichten für so bemerkenswert hielt, es ins Netz zu stellen: 
"Cause even the stars they burn            Weil sogar Sterne brennen
Some even                                             und manchmal selbst                     
fall to the earth                                       aus dem Himmel fallen
We've got a lot to learn                          haben wir noch viel zu lernen
God knows we're worth it                      Gott weiß, dass wir es wert sind
No, I won't give up.                               Nein, ich will nicht aufgeben
-Jason Mraz"                                         (Jason Mraz, 
                                                               übersetzt mit Hilfe von Elder Sheppard)
Ich rief meinen Freund an und las ihm das Zitat vor. Er fühlte sich verstanden, seine Stimmung hellte sich auf und erleichterte ihm, in seinem beklagenswerten Leben wieder einen Sinn zu erkennen. 

Mit diesem Gedanken als Nachtrag verbindet sich aber gleich der nächste, auf den ich durch die Konferenzansprache von Elaine S. Dalton, der Präsidentin der Hilfsorganisation "Jungen-Damen", gekommen bin. Sie berichtete davon, wie sie kurz nach dem Tod ihres Vaters mit einer Tanzgruppe der BYU nach Schottland reiste und dort, fern von zu Hause, in eine depressive Stimmung verfiel. Sie befand sich mit der Gruppe in einem Gemeindehaus, das sie verließ, um allein zu dem nahegelegenen Missionsheim hinüberzugehen. Sie durchquerte einen Garten und bemerkte einen Stein, in den gemeißelt stand: "Was immer Du tust, mach es gut!" Dieser Spruch drang in ihr Herz und befreite sie von ihrer Trauer, ließ sie wieder in ihre Tanzgruppe zurückkehren und auf der Tournee weiter gut mittanzen. Dieser Stein aber hatte schon eine Geschichte, wie sie später erfuhr. Präsident McKay hatte ihn eine Generation früher auf seiner Mission in einer Giebelwand entdeckt. Als das Haus abgerissen wurde, kaufte er ihn und erreichte, dass er im Garten des Missionsheims aufgestellt wurde. Das war Inspiration, die über viele Jahre hinweg wirkte. -
Ich erinnerte mich bei der Ansprache von Schwester Dalton an eine Inschrift, die ich in meiner Kindheit im Meller Land auf dem Torbalken eines niedersächsischen Bauernhauses  las: 
"Zwei Lebensstützen wanken nie, Gebet und Arbeit heißen sie." Ich bezweifle, dass mir dieser Spruch damals schon tief ins Herz drang, weil ich ihn in seiner ganzen Bedeutung gar nicht verstanden haben konnte. In unserer Familie erlebte ich nur das Abendgebet, das Mutter mit uns Kindern vor dem Einschlafen sprach. Tischgebete kannte ich von der herbstlichen Kartoffelernte, wenn die Bäuerin vor dem Abendbrot ein Ave Maria sprach. Aber die Arbeit beginnt ja in der Regel morgens und so kannte ich die Verbindung zwischen Gebet und Arbeit überhaupt nicht. In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage habe ich dann gelernt, dass nicht nur die sonntäglichen Versammlungen mit einem Gebet anfangen und schließen, sondern auch regelmäßig alle Arbeits- oder Planungssitzungen sowie Aktivitäten. Was wir in der Kirche lernen, versuchen wir auch in unseren Familien zu pflegen.
Nun sprechen wir dort auch von Missionsarbeit und bitten deshalb auch hier im Gebet unseren Vater im Himmel darum, dass wir bei unseren alltäglichen Begegnungen christlich denken und handeln, um unseren Mitmenschen ein Licht zu sein.

p.s.: Gestern, am 13.4., ließ sich ein junger Mann taufen. Wenn er einverstanden ist, werde ich ein Bild von seiner Taufe noch nachtragen. In jedem Fall danken wir den Elders Sheppard und Seamons und allen übrigen Beteiligten, ihn zum Taufbündnis geführt zu haben.


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