Sonntag, 26. Mai 2013

Die Kirche im Dorf lassen

Erstes Gesprächsthema der letzten Woche war in Dortmund das Championsleage-Finale in London. Die Ruhr Nachrichten titelten am Samstag vor  dem Spiel: Gigantengipfel, Jahrhundertduell, Endspiel für die Ewigkeit. Man kann auch BVB-Fan sein, wenn man die Kirche im Dorf lässt und es vermeidet, sich von solchen Titeln gedanklich einfangen zu lassen. Ich schätze am Evangelium, dass es Bescheidenheit lehrt und uns ermöglicht, Weltkirche neben Dorfkirche zu denken. Ja, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist verheißen, dass sie die ganze Erde füllen wird und doch ist sie in überschaubaren Gemeinden(Dorfkirchen) organisiert, denen Bischöfe vorstehen, die ihre Berufung ehrenamtlich ausführen und durch die überschaubare Organisation in der Lage sind, Beruf, Familie und Kirche als gemeinsame Aufgabe zu bewältigen. Diese Bescheidenheit ist auch angebracht, wenn man einen großartigen Spieler wie Mario Götze sieht, der wegen einer relativ kleinen Muskelverletzung nicht einsatzfähig war.
Bescheidenheit ist Demut im religiösen Sinne. Unser Vorbild darin ist Jesus Christus, der als verheißener Messias und damit erwarteter König Israels nicht hoch zu Ross, sondern auf einer Eselin in Jerusalem einritt (Math.21:5; http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us21). Der Prophet Ether im Buch Mormon ermahnt das Volk, an Gott zu glauben, der uns unsere Schwäche zeigt, damit wir durch Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe zu IHM, der Quelle aller Rechtschaffenheit, zurückgeführt werden können (Ether 12:28; http://www.lds.org/scriptures/bofm/ether/12?lang=deu). Letztlich wird die Demut in den neuzeitlichen Offenbarungen der Lehre und Bündnisse als eine Voraussetzung für die Taufe genannt (LuB 20:37; http://www.lds.org/scriptures/dc-testament/dc/20?lang=deu).
Dortmunds Bischof Matthias Roth mit Ehefrau Bianca
Auch diese Gedanken möchte ich am Beispiel verdeutlichen. Matthias Roth sowie unsere Söhne Andreas und Christian sind Familienväter, Bischöfe in ihren Gemeinden und ebenfalls BVB-Fans.
Andreas, Bischof in Herne
Andreas hatte zwei Karten für das Endspiel in Wembley zugelost bekommen. Zunächst wäre er sehr gern mit seinem Bruder zum Spiel gefahren. Doch seine Frau war mit dem Kauf der Karten nicht einverstanden.
Christian, Bischof in Mainz
Auch Christian musste einsehen, dass er nicht fahren konnte, weil er dann zu spät zurückgekommen wäre, um am Sonntag in der ersten Versammlung der neu gegründeten Gemeinde Mainz zu sein. Alles Nachdenken darüber, wer diese Karten nutzen sollte, waren vorbei, als Andreas von seiner Arbeitskollegin erfuhr, dass sie ihrem Bräutigam gern solche Karten zur Hochzeit schenken würde. Wenn man die Kirche im Dorf lässt, erhält man die Kraft, auch auf die Teilnahme an einem solchen Spiel zu verzichten.

Wie schön, dass der BVB sich als Meister der Herzen fühlen kann und Tausende von treuen Fans die unterlegenen Mannschaft  bei der Rückkehr mit großem Beifall im Heimatstadion empfingen. Jetzt schrieben die Ruhr Nachrichten: Treue buchstabiert man BVB. Sie ist eine Tugend, die wir auch in der Kirche pflegen.

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